Der 14. Juli ist ein geschichtsträchtiges Datum. Die Französische Revolution bestimmt bei den Nachbarn den Tag und ein wenig bei uns der International Non-Binary People’s Day.
Revolution (Vive la France)
Ich konnte diesen Nationalfeiertag der Franzosen einmal in jungen Jahren miterleben. Seit dem ist das Datum in den Gehirnwindungen fest verankert und mit Frankreich verbunden. Es gibt noch andere geschichtsträchtige Ereignisse: Die Schweden vermöbelten die Dänen im nordischen Krieg, das Hissen der deutschen Flagge in Douala beendete die Eigenständigkeit Kameruns.
(Ob dieses Datum von den nicht-binären Woker:innen, die gerne mit der Rassismuskeule das Internet abgrasen, nun als rassistisch gebrandmarkt wird, da es ihrem Leitbild im Wege steht, steht noch aus)
Überhaupt ist dieses Datum ein gewalttätiges, schaut man sich die Geschichte an. Hier und da gibt es auch nette Momente, aber im Großen und Ganzen ist da wenig Friede, Freude, Eierkuchen auszumachen. Das ist mit dem „International Non-Binary People’s Day“ nicht anders – zumindest im Schriftbild.
International Non-Binary People’s Day
Seit seiner Einführung im Jahr 2012 zerschmettert der International Non-Binary People’s Day die althergebrachten Schubladen der Geschlechterrollen und bietet einen freien Tanzraum für alle Identitäten. Der Tag wurde strategisch zwischen dem International Women’s Day und dem International Men’s Day platziert, um die Anerkennung für nicht-binäre Identitäten zu fördern. Seitdem ist er zu einem globalen Symbol des Fortschritts und des wachsenden Bewusstseins für die Rechte nicht-binärer Personen geworden.
dgti / Katha with Pride
Die Geschlechter-Revolution ist ausgesetzt
Das Zerbersten der binären Strukturen ist nicht nach Berlin durchgedrungen, noch nicht einmal bis Frankfurt gekommen. Um ehrlich zu sein: Die Babyboomer erleben das nicht mehr. Vielleicht in Ansätzen die „Kopf-nach-unten“-Generationen, wenn sie durchhalten. Aber sie sind leider zu sehr mit sich in ihren Blasen beschäftigt. Es bräuchte viel, viel mehr Ellenbogen der überrepräsentierten Minderheiten gegen die menschenverachtende Politik der Herrschaftsklasse. Das Genderverbot des hessischen Ministerpräsidenten hat, was nicht anders zu erwarten war, natürlich über Wiesbaden hinaus auch seine Auswirkungen.
In Fulda wurde bei der Begrüßung der CSD-Teilnehmer:innen vom Veranstalter nicht gegendert. Die Teilnehmer wurden willkommen geheißen – fertig war die Laube. Der CSD-Leit- und Übermensch ist allerdings in Fulda ein kleiner König. Da halten viele in der queeren Community die Füße still, warum auch immer. Es wurde in den Redebeiträgen nicht gegendert. Ich bin da nicht sehr weit mit meinen Hinweisen gekommen. Aber, es ist nicht mein Spielfeld. Von daher …
Wenn die queere Community (die es so nicht gibt) nicht mal in den eigenen Reihen das Gendern aus falscher Rücksichtnahme durchsetzen will/kann, sollte sie dies auch nicht außerhalb ihrer Blase von den Menschen erwarten.
Eine Frage des Blickwinkels
Von einer gewissen Zuneigung der Gesellschaft zum Gendern, das vor allen nicht-binäre Menschen betrifft, kann nicht die Rede sein. Wenn die Gesellschaft aber wüsste, wenn sie sich denn dazu durchringen würde, dass dies erst der Anfang ist, dann auch noch 45 Pronomen warten (die nicht hinzugerechnet, die kreatives Hirn für sich ausgedacht hat) … Ich will es hier gar nicht ausmalen.
Das Heimatministerium unter damaliger Leitung von Horst Seehofer hatte es geahnt, deswegen auch schwere Geschütze gegen die Vielfalt aufgefahren, eine nachgeschobene Anweisung an alle Standesämter herausgegeben. Der §45b des PSTG gilt nur für Menschen mit einer Variante der Geschlechtsentwicklung. Nicht-binäre Menschen sind davon ausgenommen. Trans*Menschen auch. Der Satz im Stammbuch aller Standesämter „Sind nicht weisungsgebunden“ hat in diesem Fall nicht gezogen, denn wie das so ist, das bajuwarische Gepolter ist selten auszuhalten und so duckt man sich dann lieber weg. Nicht jede Generation hat einen Herbert Wehner vorzuweisen.
In Kassel gab es bei der HNA einen gefühlten seitenlangen Artikel, in dem auch das Sexleben der vorgestellten nicht-binären-Menschen zur Sprache kam. Interessiert sich dafür jemand? Die K1 in München war vor 50 Jahren schon weiter und solange K9 nicht im Spiel ist … *abwinkt*
Aber so ist das mit den Medien und ihren willigen Opfern.
Hier gehört einfach nur folgende Überschrift hin:
Nicht-binär. Na und?
Was ist dann passiert? Es ist nichts passiert. Die Menschen sind die Gleichen, ihr Erscheinungsbild hat sich nicht geändert, sie werden immer noch so gelesen wie vor dem Artikel, ihrem Statement, auch. Und wenn sie jetzt verkünden, sie verorten sich nicht als Mann oder Frau, sie sind nicht-binär, so ist das ok. Für die Ärzteschaft sind sie allerdings medizinisch entweder Mann oder Frau – ausgenommen es liegt eine Variante der Geschlechtsentwicklung vor.
Dass es sie gibt, Menschen, die weder Frau noch Mann sein wollen/können, sollte die Gesellschaft mit der Zeit auf die Kette bekommen.
Was als Sensationsmeldungen in den Medien auftaucht, ist keine Sensation, auch keine Revolution. Nicht-binäre Menschen sind so unscheinbar/unsichtbar in der Menge, wie zig andere auch. Es sind keine außerirdischen Wesen. Und ob sich ein:e Sportler:in als nicht-binär „outet“ … Soll ich deswegen in Ehrfurcht erstarren oder ist gar das sportliche Endergebnis deswegen eine besondere Leistung? Natürlich nicht! Es ist doch nichts passiert, schon gar keine Revolution in der Geschlechteridentitäten, denn Geschlechter gibt es in diesem kleinen Kosmos nicht. Hier und da gibt es aber einen besonderen non-binary-Bonus bei Gesangseinlagen in Wettbewerben des Medienzirkus. Dieser kann entscheidend sein.
Ein Trans*Mensch, der sich nach seiner Transition zurückkämpft, hat einen ganz anderen Kraftaufwand und eine enorme Energieleistung hinter sich, die kein Mensch, der sich jetzt hinstellt und ich bin nicht-binär vorbringt, aufbringen muss. Stichwort: Leidensweg (siehe Gerichtsurteil/Begründung). Von daher …
Happy Non-Binary People’s Day. :-)
Die Standesämter sind am 01. August für jene Menschen zuständig. Und ich hoffe, die Aufregung wird sich medial mal legen und wir können zum Selbstbestimmungsgesetz zurückkehren. Denn da ist noch was arg im Argen.
Ich versuche derweil in Fulda das Gendern voranzubringen, was den nicht-binären Menschen letztendlich zugutekommt. Dürfte aber schwer werden in Anbetracht der No-Gender-Schwemme an Plugins für Browser.
In diesem Sinne.