Vor nicht allzu langer Zeit bevölkerten nebst Götter (Beispiel) Fabelwesen die Erde (Beitragsbild Sinnestäuschung: Kelpie). Nur ganz wenigen ist zum Beispiel das Glück beschieden gewesen, Einhörner zu sehen. Das Horn der Narwale galt lange Zeit als Beweis der Existenz von Einhörnern.
Fabelwesen der Neuzeit
Aber oft ist es so, dass wir Fabelwesen als solche nicht wahrnehmen. Wir rennen blinden Auges an ihnen vorbei. Irgendwer erzählt dann davon, ist ihrem Geheimnis einen Schritt näher gekommen. Und so entstehen die Geschichten um Illusionen, um Menschen, die als Gestaltwandler sich versteckt halten, damit sie keinen Auffuhr verursachen, sie nicht zum Gespött der Meute werden, gar als Zirkusattraktion enden.
Die Natur hält viele Überraschungen bereit. So verwandelt sich bei den Fahnenbarschen das stärkste Weibchen in ein Männchen um, wenn das Männchen der Gruppe, die nur aus Weibchen besteht, im Maul eines Raubfisches verschwindet, die Gruppe ohne Männchen der Nacht entgegensieht. Das geht innerhalb von ein paar Tagen.
Mit Ausnahme von Epinephelides armatus, Othos dentex und möglicherweise Lepidoperca aurantia sind wahrscheinlich alle Fahnenbarsche proterogyne Hermaphroditen.
Allwissende Müllhalde
Oder nehmen wir die Geschichte von Nemo. Jedes Kind schreit auf, wenn der böse Hai sich Nemo nähert. Und Nemo ist ein Anemonenfisch. Und Anemonenfische, auch Clownfische genannt, leben in einer Gruppe in Seeanemonen zusammen. Das größte, dominierende Tier ist immer das einzige Weibchen. Stirbt das Weibchen, wandelt sich das stärkste Männchen innerhalb einer Woche in ein Weibchen um. Das sind nun zwei wahre Begebenheiten, wo ein Weibchen zum Männchen und umgekehrt wird.
Aber es sind ja auch keine Fische. Auch keine Fabelwesen. Es sind Trans*Fische, und das sind nun mal keine richtigen Fische
Womit wir beim eigentlichen Thema sind.
TERFs vs. Trans*
Maya Forstater verlor einen Rechtsstreit gegen ihren Arbeitgeber, nachdem dieser ihren Vertrag nicht verlängert hatte, weil sie sich transfeindlich äußerte. Sie steht auf den Standpunkt, dass man das biologische Geschlecht nicht ändern kann:
„Das Geschlecht ist ein biologischer Fakt und kann nicht geändert werden. Es gibt zwei Geschlechter. Männer sind männlich und Frauen sind weiblich.“
Maya Forstater
Deswegen sind Transfrauen keine Frauen, sondern Männer geblieben, die sich eben hier und da anpassen (lassen).
TERFs (Trans Exclusive Radical Feminists) stehen u.a. auch auf den Standpunkt, daß Transmänner aus ihrem Geschlecht flüchten (wollen). Hierzulande ist die Frauenzeitschrift „Emma“ mit ihren Redakteurinnen eine Speerspitze der TERF-Bewegung. In England bekam Maya Forstater Zuspruch auf Twitter von Harry Potter-Autorin Joanne K. Rowling. Und aus einem „lauen“ Lüftchen folgte ein Shitstorm im sozialen Netz.
Die Geschlechtervielfalt in der heteronormativen Gesellschaft
Um was geht es? Maya Forstater wurde beschuldigt, sich in einer „beleidigende und ausschließenden“ Sprache in Tweets den Regierungsvorschlägen zur Reform des Gesetzes über die Anerkennung von Frauen und Männern, geäußert zu haben.
Die Meinung, dass das Geschlecht ein biologischer Fakt ist, den man nicht ändern kann, ist eine Meinung, die allein gesehen nicht zum Urteil geführt haben dürfte. Deswegen muss man nicht die Social-Media-Keule schwingen, schon gar nicht, wenn man nicht weiß, welches Geschlecht in der Aussage nun gemeint ist. Aber diese These gibt es nicht nur in der heteronormativen Gesellschaft. Auch unter dem Regenbogen wird dies schon mal aggressiv von lesbischen Frauen auf einem CSD kundgetan.
Doch was steht im Mittelpunkt?
Das „biologische Geschlecht“.
Aber, wer bestimmt das biologische Geschlecht?
Hier hat die Natur leider versäumt Schaltwege für die Menschheit zu legen, weswegen alles so kompliziert geworden ist. Denn der Mensch wird von einer gesellschaftlichen “Leitlinie” geformt, hat dadurch gewisse Vorstellungen wie etwas zu sein hat. Wer bestimmt bei der Geburt das biologische Geschlecht? Kann man dies überhaupt?
Vom zugewiesenen Geschlecht zum Gehirngeschlecht
Es gibt Richtwerte, wie etwas zu sein hat. Ist z.B. das gesehene Geschlecht zwischen den Beinen länger als 1,5 cm von der Wurzel aus gemessen, ist es ein Bub (männlich), ist es weniger, wird es kritisch. Notfalls wird dies später korrigiert (Interkinder). Die Zahlenangabe unter Vorbehalt, da diese vernebelt im Kopf rumschwirrt. Nun kommt die Hebamme und schreibt auf: Ist ein Bub/ein Mädel (Hebammengeschlecht). Das bekommen die Eltern erzählt, wird dem Amt mitgeteilt, und somit ist das Geschlecht – von der Hebamme bis zum Amt – festgelegt. Dies nennt man das zugewiesene Geschlecht und/oder das äußerliche Geschlecht (Geschlechtsmerkmale). Es ist aber nicht das biologische Geschlecht!
Die Jahre gehen dahin und wenn Eltern nicht ganz so desinteressiert an ihrem Nachwuchs sind, durch Unterdrückung das Kind in seiner Entfaltung hindern, stellen sie spätestens jetzt fest, da ist etwas am gären, etwas anders. Äußerlich wächst dem „Bub“ eine weibliche Brust und beim „Mädel“ bleibt das Brustwachstum aus. Dafür ist das zarte Wachstum eines Oberlippenbarts zu sehen und die Stimme krächzt sonderbar komisch. Wenn nun Hand an den Kindern angelegt wird, weil dies so nicht sein darf, dann ist das für die betroffenen Menschen der Beginn eines Leidensweges ungeahnten Ausmaßes: Erniedrigung, Verstümmelung und Folter.
Fabelhafte Wesen
Jetzt ist es aber auch so, dass das Hirn auch gegenteiliges signalisiert als der Körper produziert. Kinder wissen oft – ohne Genderschule -, dass etwas anders mit ihnen ist. Sie wehren sich, dass sie dem einen Geschlecht zugeordnet werden, zu dem sie sich nicht hinzugezogen fühlen. In früheren Jahren hat man sie weggesperrt, galten sie als schwer erziehbar. Heute geht man „etwas netter“ mit ihnen um, greift sie auf psychischer Ebene an, die oft verletzender ist, als die Schläge, das Wegsperren in einer anderen Zeit, weswegen die Suizidrate bei Trans*Kindern besonders hoch ist. Die Gesellschaft/die Eltern gehen mit diesen Kindern oftmals nicht zimperlich um.
Die Geschlechter und deren Rolle werden von Glaubensbildern geprägt und bestimmt, hierzulande von drei großen Religionen verbreitet. Und diese lassen eine Abweichung des Grundsatzglaubens nicht zu. Es gibt nur Mann und Frau. Hier und da öffnen sich die Glaubensgemeinschaften, aber im weiten Rund widerfährt den Menschen mit einer Transidentität selten gutes. Hinzukommen „alte“ Staatsideologien, populistische Bewegungen, die aber auch letztendlich von einem Glauben getragen werden.
Nein, wir sind noch nicht fertig.
Dann gibt es die Vertreter des Gehirngeschlechts. Das sind jene, die ständig auf ihren Kopf deuten, und was von „Das Geschlecht sitzt hier“ faseln. Und deswegen bekommt hin und wieder das Geschlecht über dem Hals unter anderem eine schlecht aussehende/sitzende Perücke. Bräuchte es die, wenn dem wirklich so wäre? Die Aussage „Ich brauche keine weibliche Brust, um Frau zu sein“ wäre doch dann treffender, oder nicht? Aber nun steht die Frage im Raum, die ich an Euch weiterreiche:
Was zeichnet für einen selbst eine Frau / einen Mann aus?
Nachfrage: Woher rühren die Festlegungen? Müssen andere diesem Bildnis entsprechen?
/me
Das kann jede_r für sich selbst beantworten. Tatsache und biologischer Fakt ist, dass weder Maya Forstate, noch J.K. Rowling, noch eine andere TERF-Aktivistin, auch kein/e Therapeut:in, das Geschlecht eines anderen Menschen bestimmen können. Sie würden ja gerne, denn dann wäre es in der Welt für sie einfacher. Aber das wissen allein nur die Betroffenen. Die Biologie erzählt nämlich ein bisschen mehr, als das, was Amtsstuben mit Hebammen zum Besten geben. Das „ICH BIN“ ist ein Resultat eines Zusammenspiels vieler Komponenten. Dazu gehört der Geist, die Seele wie auch die Geschlechtsmerkmale, einschließlich des Hormongeschlechts mit seinen Folgen.
Ich bin (k)ein Fabelwesen
Letztens wurde ich gefragt, ob ich nun glücklich bin, ob es der vielen Operationen wert war. Ich habe versucht in kurzen Worten zu erklären, was ich auch schon niedergeschrieben habe.
Ich war und bin der Frau viel näher, als ich dem Mann jemals war. Und nach einem Weg des Schmerzes (Seele und Körper) jetzt auf dem Weg zu mir, vielleicht zum inneren Frieden – hoffe ich. Aber, ich fühle mich weder dem männlich geprägten Frauenbild zugehörig, noch einem feministischen Abbild à la Alice Schwarzer nah. Und nein, geschlechtslos bin ich deswegen nicht. Mein „Ich“ ist aber ganz nahe meiner Definition von Frau, der Nährboden, nur auf einer anderen Ebene als die heteronormative Gesellschaft mit der Definition „Frau“ verbindet.
Vielleicht bin ich die dunkle Seite dessen, was der Mond hin und wieder so ausspuckt, gleiche einem Fabelwesen, dem ganz seltsame Dinge nachgesagt werden. Dieses Wesen bildet nun der Grundstock für den letzten Teil meines Weges. Wo es hingeht? Ich weiß es nicht. Du?
Bildnachweis: Titelbild von Nick Hobgood
Fabelhafte Wesen: Pixabay (Symbolbild)