Denk’ ich an Deutschland … Erinnerungskultur

Denk’ ich an Deutschland … Erinnerungskultur

Erinnerungskultur: Denk’ ich an Deutschland in der Nacht, werd’ ich um den Schlaf gebracht.
Von wem stammt dieser Satz?

Prostitution, Genitalverstümmelung und das Aufploppen nationaler Werte sind im Januar das, was aus dem Nachrichtenfeed für diesen Beitrag liegen blieb.

Erinnerungskultur | Nachkriegsdeutschland
Sexarbeit – Genitalverstümmelung – Erinnerungskultur

Etwa 400.000 Frauen gehen hierzulande als Sexarbeiterinnen einem Gewerbe nach. Aus der EU kommt das Ansinnen, europaweit ein Sexverkaufsverbot auszusprechen.
17.000 Mädchen sind hierzulande von einer Genitalverstümmelung bedroht, müssen jeden Tag damit rechnen, dass ihnen unsägliches Leid angetan wird. Tradition und Glaube vernichten auch in Deutschland ein junges Leben, berauben es nicht nur ihrer Jugend.
Millionen Menschen gehen gegen die AfD auf die Straße, doch in der Berliner Nachwahl legt die rechte Partei zu. Und nun? Ziehen wir erst mal einen Schlussstrich unter die NS-Vergangenheit.

EU fordert einheitliches Vorgehen gegen Prostitution

Bundesweit arbeiten laut Schätzungen bis zu 400.000 Frauen als Prostituierte. Um Menschenhandel und Ausbeutung zu verhindern, hat sich das EU-Parlament für ein Sexkaufverbot ausgesprochen.

Das Nordische Modell als Lösung?

Das Nordische Modell, das in einigen europäischen Ländern bereits Anwendung findet, kriminalisiert nicht die Sexarbeiter:innen und Prostituierten selbst, sondern die Kunden. Es soll den Fokus auf die Nachfrage legen und somit die Prostitution eindämmen. Organisationen wie die Deutsche Aidshilfe, die Diakonie Deutschland oder der Deutsche Frauenrat sprechen sich gegen das Nordische Modell aus. Sie teilen die Sorge, dass ein Verbot des Sexkaufs die Situation der betroffenen Frauen und Männer verschlimmern könnte.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussion um das Nordische Modell in Deutschland weiterentwickeln wird. Die Warnungen vor einem Verbot von den verschiedenen Seiten zeigt, dass es in dieser Debatte um die Sicherheit und den Schutz der Sexarbeiter:innen gehen sollte. (tagesschau)

Genitalverstümmelung in Deutschland

Nach aktuellen Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef sind weltweit mehr als 200 Millionen Frauen in 31 Ländern primär Afrikas, aber auch in migrantischen Communitys in Westeuropa von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Dabei gibt es unterschiedliche Schweregrade: Teilweise werden außer der Klitoris auch die inneren Schamlippen ohne Betäubung entfernt.

Aber nicht alle Betroffenen werden im fernen Ausland Opfer der Zeremonie, hinter der die Vorstellung steckt, unbeschnittene Frauen seien „unrein“. „Terre des Femmes“ geht davon aus, dass derzeit mehr als 17.000 Mädchen, die in Deutschland leben, potenziell gefährdet sind.

Hinschauen, aufklären – nicht wegschauen, ignorieren oder gar wegen Diskriminierungs- oder Rassismusvorwürfen aus irgendeiner verklärten Bubble sich wegducken, gar das Unrecht totschweigen. (telepolis)

Erinnerungskultur: Die Brücke
Erinnerungskultur: Die Brücke (1959)

Erinnerungskultur: Irgendwann muss auch mal Schluss sein! Oder?

Die Schnauze voll, von den ewigen Wiederholungen der seltensten Adolf-Aufnahmen, der Landung der Alliierten in der Normandie oder der ewige Fingerzeig auf Auschwitz, Buchenwald oder das Warschauer Ghetto? Könnte man ja verstehen, wenn nicht …

… zu viel totgeschwiegen, verleugnet und verharmlost worden wäre. Auch heute noch.

Meine Elten sind außen vor, waren ja selbst noch Kinder. Aber nicht meine Großeltern. Und wenn ich durch Frankfurt wandel, die vielen Stolpersteine sehe, versuche mich in jene Zeit zu versetzen, dann wird es mir immer ganz anders. Mir kann niemand erzählen, es hat niemand mitbekommen.
So richtig wach wurde ich, als Hans Filbinger 1978 als Ministerpräsident von Baden-Württemberg zurücktreten musste. Er sprach in der Nazizeit als Marinerichter Todesurteile aus. Von da an wusste ich: Dieses Nachkriegsdeutschland ist braun durchsetzt. Hier stinkt vieles zum Himmel. Auch in meiner Schulzeit wurde alles fallen gelassen, was in irgendeiner Weise auf die braune Vergangenheit hinwies. Drei Jahre „Karl der Große“, vier Wochen das dritte Reich – wenigstens mit dem Film „Die Brücke“. Dies ist unter anderem der Grund, weswegen ich auf das schwarz-braune Zeug in der Regenbogenfahne ziemlich allergisch reagiere. Auch eine Art der Erinnerungskultur.

Heute ist immer noch vieles aufzuarbeiten und würden sich die links pubertierenden identitären Kräfte nicht an Wörtern und Werbefiguren abarbeiten, sich mal dem wahren Übel zuwenden, dann wäre dem Land mehr geholfen. So müssen es andere tun. In diesem Fall “Katapult“. Und das ist auch eine Art Stolperstein, was da anschaulich aufbereitet wurde. Danke an dieser Stelle.

Wir sind am Ende angekommen, ich habe fertig und ich hoffe nächsten Monat früher am Start zu sein. Bis dahin.

Bilder Erinnerungskultur: Prostitution by Amnesty International / Genitalverstümmelung: humanrights.ch / Erinnerungskultur: Helmuth Ellgaard /
Die Brücke: Von Helmuth Ellgaard (1913-1980) – Familien-Archiv Ellgaard, CC BY-SA 3.0

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