Ausgerechnet … ausgerechnet ein Vertreter* des Regenbogens, Verfasser* dieser Zeilen, mit seinen regenbogenfarbigen Overknees auf dem diesjährigen CSD in Frankfurt, hat nichts Besseres zu tun als einer Regenbogenfamilie im Kinderzimmer den Garaus zu machen. Aber er hat nicht mit dem kindlichen Pragmatismus eines Mädchens gerechnet, weswegen es die Regenbogenfamilie noch immer gibt.
Die Geburt der Regenbogenfamilie
Angefangen hat alles mit der Frage: „Spielst du mit mir“? Und hätte ich mal nur nicht so übereifrig mit „Klar“ geantwortet. Flugs wurde ein Kinderkoffer aus der Ecke geholt, geöffnet und zum Vorschein kamen einige Playmobilfiguren nebst Beigaben wie ein kleines Schloss, Kleiderständer, Bäume …
Bei näherer Betrachtung stellte ich fest, alle Figuren sind vom blauen Blut und weiblich. Nicht ein Kerl dabei. Ist nun mal so und das will ja nichts heißen. Die königlichen Damen wurden spielerisch angezogen, dann wurden Kleider getauscht, Kronen ausgewechselt … das dauert alles so seine Zeit, denn ohne spielerische Geschichten funktioniert das Spiel nicht. Auch in dieser Regenbogenfamilie. Da ist das Kleid zu eng, die Schuh zwicken (frei nach Aschenputtel/Cinderella), dann ist Zickenalarm auf dem Anwesen, bis auf einmal geheiratet werden soll.
Da frage ich nach, wo der Prinz ist … – es gibt kein Prinz. Potzblitz. Wie ich eben bin, stellte ich nüchtern fest, dass dann auch nicht geheiratet werden kann. Das Land braucht ein König, geht nicht ohne. Daraufhin sind wir in ein Geschäft gegangen, wo es viel Playmobil-Figuren gab. Es gab die männlichen Vertreter der Polizei, ein Bauer, den Ziegen-Peter, nur kein Prinz. Nach langem Hin und Her wurde das Vorhaben „einen Prinzen zu besorgen“ auf einen späteren Zeitpunkt vertagt. An diesem Tag gab es eine Regenbogenhochzeit zwischen zwei Damen blauen Blutes. Zugegeben, die Hochzeit war sehr schön, zumal auch gleich ein Kind aus dem Koffer gezaubert wurde.
Das Spiel wiederholte sich an mehreren Tagen und statt eines Prinzen kam noch eine Prinzessin hinzu, dann eine Magd mit Kühen, dann der Ziegen-Peter … eben nur kein Prinz. Als ich wieder auf den fehlenden Prinzen hinwies, bekam ich nur zu hören, dass ich ja einen mitbringen kann. Stimmt.
Das Ende der Regenbogenfamilie?
Anderntags war ich sowieso in Offenbach unterwegs, also bei Toys”R”Us reingeschaut. Viele, viele Figuren, aber kein Prinz für kleines Geld. Die einzelnen Prinzessinnen kosteten alle um die 3,– Euro, nur den Prinzen gab es nicht. Stattdessen Piraten, ein Ritter … *grübel* Prinz Eisenherz war ja auch ein Ritter der Tafelrunde, aber das versteht das Kind nicht und am Ende muss ich noch Geschichten von Prinz Eisenherz erzählen. Hatte erst mein Schaff mit „Das letzte Einhorn“. Weiter geschaut … in einer größeren Packung gab es etwas: Prinz und Prinzessin, ein Ruderboot, Liebesinsel mit Hochzeitstorbogen, Schwäne und kleine Schwäne … romantischer geht es kaum. Na gut, dann muss es diese Packung sein.
Was bin ich bei der Übergabe gedrückt worden. Natürlich wurde gleich aufgebaut und es wurde standesgemäß geheiratet. Der Prinz hat um die Hand der Prinzessin angehalten, Königin war auch dabei (König ist auf Reisen, war unterwegs nach Jerusalem), die Magd, der Ziegen-Peter … und natürlich das Kind. Es war eben eine schöne englische Hochzeit, wie man das so von der Insel kennt. So richtig was fürs Herz.
Irgendwie hat das aber nicht lange angehalten. Kennt man ja auch von der Insel. Zwar darf der Prinz mitspielen, er steht aber nicht mehr im Mittelpunkt. Ab und zu darf er auf die Insel, wenn die königliche Spielleiterin ihm wohl gesonnen ist, ansonsten schlummert er im Köfferchen. Die Regenbogenfamilie ist nun mal angesagt.
Vielleicht ist der Prinz ein Weichei? Vielleicht doch besser ein Ritter der Prinzessin zur Seite stellen, der es mit Drachen aufnehmen kann? Ein Drachentöter im Kinderzimmer …? Muss nicht sein … obwohl … Siegfried gab es ja, aber nur mit Intrigen …
Ohje, das alles endet überall, nur nicht unter dem Regenbogen, und schon gar nicht in einer Regenbogenfamilie.