Lebendiges Lesben Leben

Lebendiges Lesben Leben

(3. Dyke*March)

Wenn es mit den Überschriften eines Beitrages nicht so klappen will, dann ist man gut beraten, den Kopf aus dem Fenster zu stecken und zu schauen, was es in der Nachbarschaft gibt. Und siehe da: LLL, bedeutet „Lebendiges Lesben Leben“. Ein Frankfurter Verein von Frauen für Frauen, der unter anderem auch das LSKH in Frankfurt leitet, das wiederum für ganz viel „Queere Vielfalt“ steht.

Sichtbares und Lebendiges Lesben Leben

Das mit der Sichtbarkeit ist immer so eine Sache. Auch die der Lesben. Kommune und Stadt sind zwar bemüht jedem sein Garten zu geben, aber ihre Worte der Vielfalt sind oft nur Lippenbekenntnisse, ein Brauch um sich schön zu Tisch zu reden. Bei Übergriffen ducken sich nicht nur die Verantwortlichen in Politik oft weg, bekunden dann, dass derartiges Verhalten in unserer Demokratie nicht geduldet wird. Und dann, dann reicht es nicht mal für eine Änderung des Artikels 3 im Grundgesetz.

Die Lesben weltweit gehen für ihre Sache auf die Straße. Hierzulande fing es 2013 in Berlin an. „Besser spät als nie“, ist man geneigt anzumerken, aber es will ja auch alles gestemmt werden. Das ist schon ein bisschen mehr als nur die Faust in den Himmel zu recken. In Frankfurt eroberten 2019 die Dykes* zum ersten Mal die Straßen. Capitol Post berichtete. (kein Clickbaiting à la „Queere Medienwelt“)

Die neue Variante des Regenbogens

Eine Frankfurter Tradition hat sich seit 2019 etabliert: Am Römer wird NICHT die Regenbogenfahne zum Dyke*March gehisst. Die wird „traditionsbewusst“ erst zum Männer-CSD, ein Tag später, gehisst – von Männern, für Männer. Einzig die Schirm Frankfurt zeigt die Regenbogenfahne, sogar in der neuen Ausgabe. Ich persönlich halte davon nicht viel, erinnert mich zu sehr an „Schwarz braun ist die Haselnuss und der Rest, ein andermal.“.
Darüber hinaus: Ein Regenbogen hat nicht die Farben braun und schwarz (Braun steht in Philadelphia für People of Color). Und die Trans*Farben müssen da auch nicht rein. Wo soll das hinführen? Zum queeren Farbmalkasten? Das Argument will so recht nicht greifen, denn der Keil diskriminiert andere mehr als gewollt:

Der Keil, der in die Richtung Flagge gerichtet ist, symbolisiert, dass noch viele Fortschritte vor uns liegen. Durch die Farben soll ein besonderes Augenmerk auf trans Menschen und Schwarze und andere Personen of Color gelegt werden. Außerdem soll der schwarze Streifen auch diejenigen repräsentieren, die mit AIDS und dem dazugehörigen Stigma leben oder daran gestorben sind.

(Pride Flags)

(:facepalm:) Als gesunde Alternative bleibt mir aber immer noch als „Umweltengel“ ein Regenbogen der Umweltorganisation Greenpeace.

Lesbenpower auf Frankfurts Straßen

Komme ich nun zu den Menschen, zu den starken Frauen, die den Dyke*March zum einen organisierten und zum anderen durch ihre Anwesenheit unterstützen. Und auch wenn die Eine oder der Andere (richtig, auch Männer unterstützen die Dykes*) nicht dabei sein konnte, da andere Lebensereignisse sie davon abhielten nach Frankfurt aufzubrechen, sie waren dennoch im Geiste dabei. Auch Dykes* aus anderen Städten waren gekommen, um die Frankfurter Lesben zu unterstützen. Anfangs sah es so aus, als ob es mehr Ordner:innen als Demobesucher:innen gäbe, aber das Blatt wendete sich dann doch recht schnell. Und ja, der Dyke*March ist keine Parade, sondern eine Demo. 

Ich habe viele bekannte Gesichter getroffen. Da wäre die Ladys aus Darmstadt, vertreten durch vielbunt und verantwortlich für viele Lesben-Aktivitäten im Süden von Hessen. Und natürlich sind die LLL-Aktivist:innen und LSKH-Unterstützer:innen vor Ort anzutreffen, die durch ihr Engagement die queere/lesbische Vielfalt in Frankfurt erst möglich machen. Und wenn man „unsichtbar“ durch ihre Reihen schleicht, Bilder macht, merkt man erst die besondere Aura, die diese Frauen umgibt. Welt könnte sich ruhig mehr davon gönnen.

Die Demo der Lesben verlief friedlich. Die angekündigten Störfeuer und Provokationen der Terfs, die sich gegen alles wenden, was nicht cis-gerecht als Frau in Erscheinung tritt, blieben aus.
Begleitet von Polizist:innen, die ein waches Auge auf den Zug und das Umfeld hatten, ging der Zug den fast altbekannten CSD-Weg. Eine Abkürzung aber wurde genommen: Statt wie gewohnt den Zug durch die „Alte Gasse“ am „Sündigen Eck“ Frankfurts vorbeizuführen, bog er am Regenbogenkreisel (der ist da immer) rechts zur Konstablerwache ab, wo dann die Demo endete und in einen ausgelassenen Tanz überging.

Impressionen vom Dyke*march 2021

Musik …

Das war’s wieder mal für dieses Jahr. Geplant ist noch der CSD in Darmstadt Ende August, allerdings ohne Knipser, sondern als „Mitläufer:in“. cu


Bildnachweis: Beitragsbild/Titelbild by Pixabay
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