Liebe gegen Rechts, so das Motto des diesjährigen CSD in Frankfurt. Ich habe Probleme mit diesem Motto, denn wie der Slogan aussehen und umgesetzt werden soll, ist ja nicht definiert. Hand in Hand und Küsschen gebend gegen das braune Deutschland? Dann geht es uns so wie den Regenbogenkindern in Russland und der Türkei. Diese liegen blutend, halb totgeschlagen, im Straßenstaub und Europa hofiert die politische Führung jener Länder, die das alles billigen und dulden. Und der Rest Europas, allen voran Deutschland, macht dann Urlaub dort. Ganz große Politik.
Frankfurt ist ja ein Hort der Glückseligkeit. Man rechnet, daß mehr als 10% der Bevölkerung gleichgeschlechtlich lebend unterwegs ist. Nebenan in der Nachbarstadt sieht das schon anders aus. Wenn der türkische Unterschichten-Pöbel mit anderem Gesocks ab der Dämmerung die Herrschaft in der Innenstadt übernimmt, weiß ich, wo ich nicht aussteige, um heimzukommen. Da laufe ich lieber quer durch den Frankfurter Stadtwald heim. Die Bäume tun mir in der Dunkelheit nix. Aber ob AfD, die besorgten deutschen Bürger oder der türkische Unterschichten-Pöbel, wenn es dunkelt, werden andere Geschichten geschrieben. Das war bei den Nazis nicht anders. Nachzulesen im „Rosa Winkel“ von Richard Plant.
Und wenn die Polizei hierzulande feststellt, die Dunkelziffer der Übergriffe auf die Regenbogencommunity ist sehr hoch, dann sollten sie sich mal Gedanken darum machen, warum? Sie glänzen durch Abwesenheit und geben zu Protokoll an die Presse … dem Mob freut’s. Freie Bahn.
Es ist ja nur gut, dass morgen alles vorbei ist, auch ohne Rosenmontag. Da muss ich mich über diese Scheinheiligkeit nicht mehr aufregen. Diese politischen Friede-Freude-Eierkuchen-Aufmärsche haben immer einen bittersüßen Nachgeschmack. Gestern Küsschen bekommen, mehr als einen, und ab Montag muss ich sehen, dass ich wieder die Kurve kriege. Auch das „gemeine“ schwule Volk hat es faustdick hinter den Ohren, bringt gerne die „Tunte“ als Vokabular ins Spiel. Sogar der „Gegen Diskriminierung-Paragraf“ im Regenbogen-Ehrenamt wird hinfällig und es wird eine Transfrau geschlagen, weil das Vokabular für eine Diskussion nicht ausreicht. Von daher muss man es so nehmen wie es ist: Laß se babbeln und laufen, aber ja nicht den kleinen Finger reichen (schon gar nicht als Trans*), auch wenn sie im Dreck liegen.
Der CSD-Umzug 2016 in Frankfurt/Main
Der Laufsteg namens CSD
Travestiekünstler gab in diesem Jahr jede Menge. Mir kam es so vor, daß sie in Frankfurt während des CSD das Jahrestreffen hatten. Manche nett anzuschauen, toll zurechtgemacht, andere wiederum waren eher der Kategorie DWT (Damenwäscheträger) zuzuordnen. Aber es ging ja gegen Rechts. Und da frage ich nicht, ob jene sich auch gegen die AfD an der Hauptwache stellen. Wenn, dann erkennt man den Regenbogen bei ihnen nicht. Ich kann nicht anders. Der Regenbogen steht immer über mir. Allerdings tauge ich nicht für den Laufsteg, den Glimmer und die bunte Show am Abend. So ist jeder auf seine Weise doch nützlich.
Orlando ist überall
Obwohl Frankfurt ein Hort der Glückseligkeit ist, ist auch Frankfurt nicht gefeilt vor jenen, die Böses im Sinne haben und der Lebensfreude ein Ende setzen wollen. Die Zielpunkte sind allerdings längst nicht mehr so auszumachen, wie noch vor 40 Jahren. Die Szene liegt mehr oder weniger darnieder, weil sich niemand mehr verstecken muss, ein Treffen auch im Café Liebfrauenberg möglich ist. Aber, was heute gesät, geht morgen auf. In vielerlei Hinsicht. Und es gibt genug Jugendliche, die in der Perspektivlosigkeit ihr Dasein fristen und das Ziel brauner/salafistischer Rattenfänger werden. Das Kind „Integration“ ist neben anderen Dingen vor 40 Jahren in den Brunnen gefallen. Keine Seite wollte. Nicht die Politik, und auch nicht der Vater, Großvater der heute 20-30-jährigen. Vielleicht kriegen wir noch die Kurve, wenn wir Gas geben, aber richtig Gas.
Das geschenkte Lächeln
Natürlich gehört auch das Flirten durch die Kamera mit den Zugteilnehmern des CSD dazu. Nicht gerade unauffällig war ich unterwegs, bekam sogar den Hinweis von einem Mädel, dass ich nicht die einzige Person bin, die in regenbogenfarbenen Overknees unterwegs ist. Aber ich hatte das Original (oder auch nicht). Und auch im fortgeschrittenem Alter muss man seh’n, wo man bleibt, mitnehmen, was man kriegen kann.
Liebe gegen Rechts
Nachtgedanken
Es gab sehr viele schöne Momente zu sehen. Natürlich waren die Regenbogenjungs wieder vertreten, haben sich für die Aids-Hilfe Frankfurt ins Zeug gelegt. Mein Cosplay-Mädchen vom letzten Jahr habe ich vermisst. Dafür gab es die Star-Wars-Abteilung, „Spätzünder“ des Cosday vom letzten Wochenende. Diese und andere Geschichten konnte man sich bis zum 25.05.2017 in der Übersicht sich anschauen, bei Bedarf über den Kontakthof mit Bildnummer ordern. Was bleibt zum Schluss? Es war ein schöner Umzug, mit vielen Akteuren, klare Botschaften an Rechts. Störend die vielen Smartphoneknipser, die rücksichtslos ins Bild rennen, um mit 30 mm was hinzubekommen. Also lieber Knipser, hinter Euch steht vielleicht schon jemand …? Ihr seid nicht allein auf der Welt, schon gar nicht während eines CSD.
Euch nun eine gute Nacht, bis zum nächsten Post.
Aktualisierung eines Links am 25.05.2017