Schutzschild gegen das Medientracking

Schutzschild gegen das Medientracking

Dass der Schutzschild, sogenannte AdBlocker, etwas Böses sind, dafür steht der Spiegel, der Springer-Verlag, die RTL-Gruppe und nebst vielen kleinen Webauftritten auch die Süddeutsche Zeitung. Das OLG in München sieht das ein wenig anders und hat eine Klage gegen den Werbeblocker AdBlock Plus abgewiesen. Als Sahnehäubchen in dieser Chose empfiehlt nun die Stiftung Warentest jedem Internetnutzer die Installation eines Schutzschild (Adblocker). Das dürfte erst recht nicht den Streit um derartige Tools und Programme beilegen.

Adblocker, ein Resultat der aggressiven Medienauftritte

AdBlocker Ghostery
Analyse: Die Scripte der Süddeutsche Zeitung

Rückblick: Angefangen hat alles mit kleinen zappelnden GIFs auf der Webseite. Die Koloboks hier, ebenfalls kleine GIFs, zählen zur angenehmen Art des Daumenkinos.

Werbebilder wurden zudem auch immer größer, gab es dann als aufploppendes Irgendwas im Webauftritt zur Begrüßung. Heute sind es die Anfragen, ob man den ultimativen Newsletter haben will. Der nächste Schritt war das Manipulieren des Browsers durch Scripte. So trugen sich Seiten ohne Einverständnis als Startseite ein oder blockierten das Kontextmenü. Es folgte die Geschichte mit den Cookies, wo hier Mozilla mit seinem Browser Firefox DoubleClick frei Haus auslieferte. Im zweiten Kapitel gab es die unlöschbaren Cookies, den Flash-Cookie, …
Die Verfolgung der Besucher (Gäste!) wurde weiter betrieben, zumal die Browser selbst die größten Plaudertaschen waren und sind, sie kräftig angezapft werden. Mittlerweile gehört u. a. das Blockieren des Referrer zum Standard einer halbwegs guten Abwehrstrategie.

Außer Kontrolle

An Scheinheiligkeit sind die Medien kaum zu übertreffen. Setze ich mich zu Google, mit einem Pott Kaffee, blätter ein wenig in er Vergangenheit herum, so gibt es reichlich Kost zum Lesen. Aber für ein bisschen Kleingeld, für das letztendlich der Besucher aufkommt, verkaufen die Medien ihre Seele an Google, facebook und andere. Und obwohl sie wissen, dass die Sozial-Network-Unternehmen alles andere als die Privatsphäre des Nutzers im Sinn haben, sie alle am Ende mit leeren Händen dastehen, wird sich diesen Unternehmen angebiedert, alles im Webauftritt eingebaut, was ein „Mehrwert“ verspricht. Dabei ist im Hinterkopf der Klickfang, das Einfangen möglichst vieler likes und follower. Begünstigt wird das Unterfangen durch eine Nutzerschar, die nicht mehr in der Lage ist selbständig das, was sie tun zu analysieren, dem eventuell gegenzusteuern. Und da sind natürlich Störfeuer, wie ich nun eins darstelle, nicht sonderlich willkommen.

Kampf um die Privatsphäre

Adblocker vs. Bild.de
Bild.e mit AdBlocker entzaubert

Wenn BILD mich wissen läßt, ich schade ihnen durch meinen Adblocker, mache ihren Webauftritt kaputt, dann ist das natürlich ausgemachter Blödsinn. Es wäre eher umgekehrt: Die Scripte der BILD können meinen Rechner lahmlegen oder verseuchen. Natürlich ist es kein Aufwand dem Springer-Verlag eine lange Nase zu drehen, wie der Screenshot zeigt, aber meine Privatsphäre und die eventuellen Nebenwirkungen des Besuches sind jedoch mal das gewichtigere Argument, dieses Medienhaus weiträumig zu umschiffen.

DoubleClick: Verteilt schädliche Anzeigen
Googles Werbenetzwerk DoubleClick hat schädliche Anzeigen verbreitet. Es wurde das Technikportal eWEEK von den bösartigen Bannern befallen.

(Gulli 2009)

Und weil BILD und Co. keine Kontrolle über die Scripte haben, sie diese aber von außen einpflegen, die Auswirkungen/Verantwortung darüber hinaus ablehnen, sagt mein Browser: Ihr müsst draußen bleiben.

Das Einbinden von Werbe- und Analyse-Scripten ist in etwa vergleichbar mit der „Klangwolke“ auf einer Unterseite von Home, auf der natürlich NICHT das Video anläuft, wenn die Seite aufgerufen wird. Anders bei den Trööts/Tweets in der Sidebar (nicht in der mobilen Ansicht). Hier im Blog kommen zwei bis drei Scripte von außen zum Einsatz. Anderswo sind es oft mehr als ein Dutzend.

Auftrag: Save the Privacy

Vorweg: Die Happy-Hour-Lösung gibt es nicht. Mit jeder Lösung muss man sich beschäftigen, mit der einen mehr, die auch tiefgreifender wirkt, mit der anderen weniger, die zumindest das Grobe beseitigt und das Surfen im Internet angenehmer werden lässt.

Adblocker als Broswser CLIQZ
Der Browser CLIQZ mit Adblocker on Board auf der Seite der Frankfurter Rundschau

Cliqz

Der Browser Cliqz ist für jene gut geeignet, die ohne großartiges Wissen um die Technik ein Minimum an Schutz genießen wollen.

Cliqz ist der erste Browser mit eingebauter Schnell-Suche und Privatsphärenschutz: Anti-Tracking, Werbeblocker, Anti-Phishing.

Hier muss man aber wissen, dass manche Seite mit Cliqz ein Problem hat. Ein unsauberes Script, was mir den Hinweis auf meinen Adblocker auftischen soll, lässt die Seite schon mal im Loop drehen. Nur mit einem Klick auf „x“ bereitet dem ein Ende. Hier hilft das Deaktivieren des Adblockers, das Aktivieren von Ghostery, welches mit ausgeliefert wird. Solche Geschichten sollte man wissen. Ghostery ist nebst LastPass das einzig Add-on aus dem Firefox-Pool, das aktiviert werden kann. HTTPS Everywhere ist eingebaut. Das waren auch schon die Möglichkeiten, die in Cliqz Platz finden.

Die asoziale Unart des Autoplay ist nur über das Deaktivieren der Plugins oder über about:config möglich. Die Deutsche Rechtschreibung (alt) kann auch nicht eingebunden werden – sehr zum Leidwesen der Autorin. Wenn man mit diesen Einschränkungen leben kann, kein Designerschnickschnack braucht, bekommt man mit Cliqz einen brauchbaren Browser, der zwar auf Firefox aufbaut, aber die Privatsphäre von Haus aus ein wenig höher hält als die Grundlage aus dem Hause Mozilla.

Schutzschild uOrigin und uMatrix gegen das Medientracking

Daten schützen mit Adblocker
uMatrix und die SZ

Nebst AdBlock Plus und NoScript ist das Gespann uBlock und uMatrix eine ebenso wirksame Waffe gegen Scriptschleuder und allerlei Ungemach was Webdesigner mit ihren Medien für den Besucher bereithalten. Mit diesen beiden Add-ons kann man sogar auf Klickfänger wie „Gute Gründe für Geschlechtsverkehr“ oder „DIESE Schwangere schockt mit ihren Babybauch-Fotos“ getrost reinfallen. Und wenn man ganz gut aufgestellt ist, läuft alles auf gofeminin ins Leere, was sie sich dort so ausgeknobelt haben. Aber unter uns: Nach einem Besuch weiß man: Die können ihren Klickfängerkram³ behalten.

Die Stiftung Warentest hat sich mit dem Tracking eingehend beschäftigt.

Fazit: Lieber irgend­ein Adblocker als gar keiner.

Viele Tracking-Blocker blenden zudem auch Online-Werbung aus und schützen dadurch vor Schadsoftware. Die deutliche Empfehlung der Stiftung Warentest ist ein positives Signal in Zeiten, in denen vor allem Medienunternehmen gegen Tracking- und Werbeblocker juristisch und durch Lobbying vorgehen. Zuletzt hat das Oberlandesgericht München entschieden, dass Werbeblocker nicht gegen geltendes Recht verstoßen. In dem Fall ging es um den Vertrieb von Adblock Plus durch die deutsche Firma Eyeo. (netzpolitik.org)

Es gibt natürlich noch viele Tricks und Kniffe, besonders mit uMatrix, wo gezielt Scripte aus- und angestellt werden, Einstellungen für jede Seite abgespeichert werden können und dann ist Ruhe im Karton. Das Ganze läuft dann auf den verschiedenen Rechner-Systemen (uMatrix -> Import/Export). Man kann auch Ausnahmegenehmigungen erteilen, dann darf im Fall Heise mir Heise auch ein Werbebildchen mit Clicktracking zeigen (doubeclick.net). Aber Heise ist auch noch in der Lage, ganz klassisch eine Werbung zu schalten, ohne Google und wem auch immer, mit einem Klick zu einem aktuellen Deal (Werbung). Und das ist völlig ok.

Das sind aber Traumwelten, die nie wieder kommen. Und deswegen nie ohne Schild und Schwert ins Internet.

Tipp: Cliqz gibt es auch für die Smartphones.

OLG München: Adblocking ist legal (heise)

Hinweis 29.07.2018: Bei einigen der hier vorgestellten Abwehrmaßnahmen ist inzwischen nicht mehr zu raten, da von hinten die Privatsphäre angezapft wird. // More Info: Suchmaschine fragen ;-)

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