Elon Musk und sein Ego
Die Tage saß gewiss so manche_r Aktionär:in vor seinem/ihrem Terminal und bekam heftigsten Schluckauf. Elon Musk …
Ich schreibe den Text nun auf Altdeutsch (19xx) – der Lesbarkeit zuliebe.
Nachschlagewerk
„Über die deutsche Sprache“
Jacob Grimm über Pedanterie, Schwerfälligkeit und der Erfindung unnötiger und historisch unbegründeter Komplexitäten in der deutschen Sprache
Die Tage saß gewiss so mancher Twitter-Aktionär vor seinem Terminal und bekam heftigsten Schluckauf. Zumindest ist so mancher kreidebleich geworden.
Angekündigt hat sich das Desaster um Twitter schon vor langer Zeit. Am 4. April 2022 hat Musk in einem Börsendokument bekannt gegeben, dass er für knapp 2,9 Milliarden Dollar 73,5 Millionen Twitter-Aktien gekauft hat. Das wären 9,2 % der Anteile und machte den damals reichsten Menschen der Welt zum größten Twitter-Aktionär.
Und dann ging es richtig los.
- 05. April: Twitter-Chef Parag Agrawal gibt bekannt, Musk bekommt einen Sitz im Verwaltungsrat.
- 10. April: Agrawal gibt bekannt, dass Musk sich gegen einen Sitz im Verwaltungsrat entschieden hat.
- 25. April: Twitter und Elon Musk verkünden eine Vereinbarung zum Kauf der Onlineplattform für 44 Milliarden Dollar.
- Am 10. Mai twitterte Musk, er wolle die Verbannung des früheren US-Präsidenten Donald Trump von Twitter aufheben.
- 13. Mai: Musk kündigt einen vorübergehenden Stopp der Twitter-Übernahme an. Das Geschäft werde auf Eis gelegt. Grund: Zu wenige Details über Spam- und Fake-Konten.
- 08. Juli: Elon Musk lässt den Deal platzen.
- 12. Juli: Twitter reicht Klage ein und wirft Musk darin Vertragsbruch vor.
- 04. Oktober: Musk will zu den im April vereinbarten Bedingungen Twitter doch kaufen – vorausgesetzt, der Prozess wird abgesagt. Die zuständige Richterin verschiebt vorerst den Prozess, fordert die Konfliktparteien aber auf, sich bis zum 28. Oktober zu einigen.
- 27. Oktober: Einen Tag vor Ablauf der Frist vollzieht Musk den Kauf von Twitter – und entlässt gleich eine Reihe von Führungskräften, einschließlich Twitter-Chef Agrawal.
Elon Musk: Ein 𝕏 für ein Piepmatz
Elon Musk hat sage und schreibe 44 Milliarden Dollar in den Sand gesetzt. Andere sagen versenkt, aber ein bisschen ist ja noch da. Aber viel, von der eigentliche Masse, ist es nicht mehr.
Das global agierende Finanzdienstleistungsinstitut Fidelity verkündete am 30. Mai 2023 in einem Bericht, dass Twitter nur noch ein Drittel von dem Wert ist, was Elon Musk für Twitter bezahlt hat. Das war vor fast zwei Monaten. Von dem Drittel ist auch nicht mehr viel übrig. Innerhalb kürzester Zeit hat Elon Musk die Online-Plattform geschrottet und über 6000 Beschäftigte in die Wüste geschickt. Operation: Twitter-Rettung.
Die Marke »Twitter« als solche gibt es nicht mehr, nur noch die URL – für den Fall. Den Markennamen besitzt Elon Musk ebenfalls noch, den Vogel hat er aber abgeschossen. Nun klebt ein 𝕏 an der Hauswand, wird es nächtens an das Hauptquartier geworfen. Da raschelt es doch im Gebälk.
Das X in der IT-Welt
Das X-File kennen wir doch ähnlich von X Windows System (x.org). Es gibt noch das x von Blue Banana (coole Klamotten), es gab in den 1990er in Frankfurt Plan X (Booking), es gibt die X-Files von Akte X, die Xerox Corporation und die Zocker halten ihre X-Box hoch.
Das ist aber nur ein kleiner Auszug aus der Geschichte mit dem X im Xversum.
„In Anbetracht der Schwierigkeit, einen einzelnen Buchstaben zu schützen, insbesondere einen so populären wie das X, wird sich der Schutz von Twitter wahrscheinlich auf sehr ähnliche Grafiken wie das X-Logo beschränken.“
(Douglas Masters, Markenanwalt bei Loeb & Loeb gegenüber Reuters)
„Es besteht eine 100-prozentige Chance, dass Twitter deswegen von jemandem verklagt wird.“
(Markenrechtsanwalt Josh Gerben zu Reuters)
Da geht noch was.
… Twitter, ein X und die Frage nach dem WARUM?
Warum hat Elon Musk überhaupt Twitter gekauft, wenn er die Plattform sowieso(so) platt machen will? So ‘ne X-Plattform hätte er für nicht mal ein Prozent des Kaufpreises haben können. Die restliche Kohle hätte Brandenburg für „H₂O-Terminals“ besser zu Gesicht gestanden. Warum hat er sich nicht zu Donald Trump begeben? Das ist auch so ’ne IT-Größe. Aber das würde auch nicht gut gehen. Zwei Narzissen auf einer Ebene geht sich nie gut aus.
Nun steht die Frage im Raum: Wer will sich dann in einem X-Gebilde, mit einem Musk’schen Weltbild, niederlassen?
Die Weltmarken bestimmt weniger, wenn nebenan Verschwörungen und Hass ungehindert ihre Verbreitung finden. Und mit ein paar Nazigrößen, die bereit sind, für einen Account die monatlich mühsam, mit einem Laptop geschürften Bitcoins, aufs Spiel zu setzen, kann man kein weltumspannendes IT-Netzwerk mit Bankanschluss aufbauen. Wäre ein Satz mit X.
Es wird aber genug Heinzel geben, die auf die (kommende) Reichweite bauen, denn irgendeine Reichweite wird es schon geben. Medienanstalten, Politnasen und Metajunkies kennen da ja nichts, sind dann nicht zu bremsen. Aber sie werden zur Erheiterung der Menschheit in diesen schweren Zeiten beitragen, denn jetzt weiß jedermann und jedefrau, dass einem dort ein 𝕏 für ein U vorgemacht wird. Aber, die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Wetten?
PS: Und nein, ich tausche mein X nicht gegen das Unicode 𝕏 aus …
Obwohl … sieht ja auch schick aus. Und geklaut wäre es nicht, genauso wenig, wie es Musk von irgendwoher geklaut hat, obwohl gestandene Medien damit ihre Schlagzeilen schmücken.