Schwere Zeiten für LGBTIQ

Schwere Zeiten für LGBTIQ

Die ausgelassene Zeit für LGBTIQ, wenn es sie denn je gegeben hat, ist vorbei. Immer wieder wird von Übergriffen, Einschüchterungen, Beleidigungen und Angriffen auf LGBTIQ-Flüchtlinge in Unterkünften und Alltagssituationen berichtet. Aber es betrifft längst nicht nur jene, denn auch der einheimischen LGBTIQ-Community ist das Lachen längst vergangen, unbemerkt von Politik, den Medien.

Für LGBTIQ-Flüchtlinge ist Deutschland nicht sicher genug

Aus dem Tagesspiegel: Wir sind doch nicht mal fähig, die Flüchtlingsfrauen in den Unterkünften vor ihren eigenen Landsleuten zu schützen! Wie soll es denn dann gelingen, „verhasste“ Schwule zu schützen?

Tagesspiegel

Aus der Frankfurter Rundschau «Meistens entscheiden sich die Menschen dafür, sich nicht zu outen, aus Angst, im Heim von Bewohnern angefeindet und gemobbt zu werden. Oder sie fürchten Nachteile im Asylverfahren»,

FR

Erzählt von N24 Tausende Kilometer sind sie geflohen und doch nicht sicher. In Dresden werden drei schwule Syrer von muslimischen Flüchtlingen drangsaliert: „Wir sollten für die Männer tanzen, wie Frauen.“

N24

Dunkle Wolken unter dem Regenbogen

Transfeindlichkeit | Transfeindlich

Der Einwurf eines Lesers im obigen Ausschnitt ist nicht ganz unberechtigt. Derzeit diskutieren wir in Trans-Kreisen (Frankfurt), wann uns der letzte Meter Freiheit durch muslimische Männer/Jugendliche mit Gewalt genommen wird. Und ob Politik bereit ist, sich vor lauter „Wir“ der Realität zu stellen, darf bezweifelt werden. Es klimmt nicht nur unter dem Regenbogen, denn wenn Transfrauen sich wünschen, daß ein paar Glatzköpfe auftauchen, den Muslimen zeigen, wer hier in Deutschland das Sagen hat, dann brennt es lichterloh. Das führt sogar so weit, dass in der Regenbogengruppe Trans* aufstehen, die Gemeinschaft verlassen, da ihrer Meinung nach dadurch die Ideologie von AfD/Pegida mit am Tisch sitzt. Wenn dann noch das Germanentum ins Spiel kommt, bin auch ich geneigt, die Gruppe unter dem Regenbogen, zumindest für eine längere Luft-Hol-Phase zu verlassen.

Man muss auch wissen, dass das, was derzeit an kulturellen Abschaum unterwegs ist, um die eigenen Ideologien zu verbreiten – ob nun besorgte Bürger oder Muslime – die LGBTIQ-Vertreter als willkommene Gelegenheit sehen, um sich zu profilieren. Ob es jetzt einheimische oder ausländische Regenbogenvertreter trifft, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Der Moslem, dem noch vor einem Jahr die Granaten um die Ohren geflogen sind, hat dann hierzulande nichts Besseres zu tun als mit Gewalt seine kranke Ideologie, mit der er groß geworden ist, zu verbreiten. Ob das jedoch vor Ort in der Einrichtung ist, am Hauptbahnhof oder im Zug, ist unerheblich. Und wenn drei Araber auftauchen, wird es kritisch. Man sieht schon, was/wer da den Gang entlangkommt. Trans*Menschen sind ja nicht von gestern und schon gar nicht Merkeltreu.

Erdogans Dekret

Demo in Köln für Recep Tayyip Erdogan
Guter Despot, böser Despot: Recep Tayyip Erdogan kann auf sein Volk in Deutschland zählen (Köln).

Seit Sultan Erdogan seine Untertanen hierzulande über verschiedene Kanäle geimpft hat, ob Modehaus, Moschee oder Fernsehen, das von ihm “amtliche” Türkentum (vergleichbar mit dem Deutschtum) zu leben, weht aus den türkischen “Enklaven” in Deutschland ein anderer Wind. Dabei trifft es längst nicht nur die türkischen Demokratievertreter, Zeitungsverlage, die bedroht werden, sondern auch die Andersdenkende. Und da ist es natürlich auch verständlich, wenn Transfrauen in Anbetracht der täglichen Bedrohungen sich eine starke Hand wüschen, die sie schützt und den türkischen/muslimischen Pöbel in die Schranken weist.

TDoR in Istandbul
Die Türkische LGBTIQ-Community klagt an: Gestern Rita Hester – heute Hande Kadar

Trans* können oft/längst nicht mehr den direkten Weg von A nach B gehen, wenn irgendwo dazwischen absehbar ist: Gut möglich, dass ich nicht gesund heimkomme. Das betrifft Frankfurt wie Offenbach gleichermaßen. Aber auch Hanau ist Richtung Lamboy/Tümpelgarten (einschl. Hbf) ist teilweise kein gutes Pflaster für den, der sich zur LGBTIQ-Community zählt.

Frauenmord als Mentalitätsfrage Fast jede zweite verheiratete Frau in der Türkei wird Opfer von Gewalt. Schuld daran sind vor allem traditionelle Denkmuster, gegen die auch die Politik nur halbherzig vorgeht. (FAZ)

Und in dieser Form gehört der Islam auf keinen Fall zu Deutschland. Ich weiß nicht, was Frau Merkel da geritten hat. Obwohl mich noch nie eine türkische Frau beschimpft oder angegangen hat, Mann schon, mag ich das türkische Volk nicht mehr, schon gar nicht die türkische Innenpolitik auf deutschem Boden. Ich sehe sie lieber von weitem gehen als auf mich zukommen. Aber jeder Regenbogenvertreter sollte wissen: Die starke Hand zerquetscht heute den Moslem, morgen den Regenbogen. Das erlebe ich allerdings nicht mehr. Entweder hat mich ein Autofahrer auf dem Zebrastreifen plattgemacht oder mich jemand ins Grab geprügelt.

Sehendes Auge in den (LGBTIQ-)Untergang

Und obwohl es diese Hatz gegenüber LGBTIQ seit den 1930ern nicht mehr gegeben hat, nicht mal in der Nachkriegszeit, wo „Schwule klatschen/drangsalieren“ durch “Deutsche Elitegruppen“ alltäglich war, darf man nicht in Argumentationen verfallen, die den ganzen Regenbogen infrage stellen. Auch dann nicht, wenn durch obigen Vorkommnisse die gesetzlich verbrieften Rechte permanent vom Fremdkulturen abgesprochen und mit Füßen niedergetrampelt werden. Von der Politik/den Medien dürfen wir nichts erwarten. Die Vertreter und deren Sprachorgane sind damit vollauf beschäftigt, sich schön, im besten Rautendeutsch, und wenn es bei Putin und Erdogan ist, zu Tisch zu reden (Redensart).

Transphobia
Black Power and White Power vs. Trans*

Wenn man anders ist, wird man – trotz gegenteiliger Gesetzeslage – zu einem Spielball der (stärkeren) Mehrheiten. Das war schon immer so. Ob als minderjähriges Sexualobjekt der deutschen Mittelschicht, da “soziale Unterschicht”, oder als Punk, da “nicht gesellschaftsfähig”. Kann es unter diesen Gesichtspunkten unter dem Regenbogen für LGBTIQ besser werden? Das Spiegelbild der heutigen Gesellschaft spricht eine andere Sprache und ist auch unter dem Regenbogen anzutreffen. Von daher …

Linkhinweis zum Thema:
Mehr Regel als Ausnahme: LGBTQ*-feindliche Übergriffe in Frankfurt (von Jessica Purkhardt)

Beitragsbild: Statistik Deutsche Welle

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