Als Sony vor gut einem Jahr wiederholt zum Sprung in die Smartphone-Spitzengruppe ansetzte, war irgendwie abzusehen, dass Sony unterwegs verhungert, sprich: Den Sprung wird Sony zu kurz ansetzen. In der Regel helfen dann Nachbesserungen, die in das Nachfolgemodell einfließen. Aber Sony wäre nicht Sony, wenn dem so wäre. Doch wie sieht es dieses Mal mit dem Nachfolgemodell des Xperia 1, dem Xperia 1 II aus?
Schlagworte wie α-Technik und ZEISS bringen Glanz in die getrübte Smartphone-Welt von Sony.
Japanische Eleganz, gepaart mit den Adleraugen von ZEISS
Irgendwann scheint auch der letzte Ingenieur der Smartphoneabteilung im Hause Sony gemerkt zu haben, dass das mit den Spitzenmodellen nicht wirklich spitze ist. Vom Preis her schon. Aber das interessiert die hippe TikTok- und Instagram-Kundschaft nicht, denn die stehen in Korea oder China auf der Matte. Und die kennen keinen Sony-Bonus.
Kinozeit bei Sony
So kam es nun, dass wieder die Zahl „1“ in den Geschäften mit Sony-Stand zu erspähen war. Ganz ohne einen anderen Buchstaben. Nicht Z1, nicht XZ 1, sondern nur 1 – Xperia 1. Und der Auftritt gar nicht so bescheiden.
Mit den Maßen 166 × 72 × 7,9 mm und dem 21:9 Format scheint es gar nicht mehr aufhören zu wollen. Es ist Kinozeit bei Sony.
Nicht nur, dass man sich über Netflix die queeren Geschichten vorab laden, seine Kinoleinwand aus der „Hosentasche“ ziehen und im IC nach Irgendwo anschauen kann, nein, man kann sich nun auch als Regisseur versuchen. Letzteres Vorhaben geht aber nicht von heute auf Gleich; nur mal so angemerkt. Das ist wie mit allem.
Um auch endlich auf dem japanischen Smartphone gute Ergebnisse aus dem Handgelenk zaubern zu können, hat Sony zwei neue Software-Komponenten entwickelt, die die Adleraugen der ZEISS-Objektive im Nachfolgemodell Xperia 1 II unterstützen. Kombiniert mit Sonys BIONZ X™ Bildprozessor, der eine höhere Lichtempfindlichkeit zulässt, dadurch weniger Rauschen erzeugt, dem gegenüber dem Vorgängermodell 50% größeren Bildsensor für ein mehr an Licht und dem 3D iToF Sensor (Autofokus), bedeutet dieser Matchball: Spiel, Satz und Sieg (hier und da zumindest).
Mit dem Xperia 1 II verfügen Sie über Bedienelemente, die sonst nur bei professionellen Kameras zu finden sind. Sie können automatische Einstellungen wählen oder ISO, Verschlusszeit, Weißabgleich und vieles mehr manuell steuern und im Anschluss als RAW (.DNG) über eine Schnittstelle speichern, die von den α Kameras inspiriert wurde. (Sonys Foto- und Videotipps)
Außergewöhnliche ZEISS Qualität im Xperia Smartphone
Die ZEISS Objektive wurden speziell für Ihr Xperia Smartphone kalibriert, und die ZEISS T* Beschichtung trägt durch Verringerung von Reflexionen zu erstklassiger Wiedergabe und hervorragendem Kontrast bei.
SONY
POSE
Hier gilt, wie mit jeder Neuanschaffung, besonders im Kamerasegment:
„Je länger man sich mit dem Produkt und dem Vorhaben auseinandersetzt, desto leichter gehen die Aufnahmen von der Hand.“ (/me) Komponieren Sie inspirierende Aufnahmen voller wunderbarer Farben und brillanter Details – Übung macht den Meister.
Sony
Natürlich kann sich nicht jede_r eine Kamera der α9-Serie zulegen, die aber auch nur das zuwege bringt, zu was man selbst imstande ist. Und nicht immer ist die Lust vorhanden, mit Kamera-Body und Objektive einen Stadtbummel zu unternehmen. Da ist dann die α9-Technik mit den Adleraugen von ZEISS im Xperia 1 II eine ziemlich gute Alternative in der Hosen- oder Umhängetasche.
Neben der Foto- und Videoabteilung deutet Sony auf das Musiksegment. Dolby Atmos ist an Bord, das auch Samsung ausliefert, und angenehmen Musikgenuss verspricht. ABER …
Ich habe mich in der Vergangenheit schon öfters darüber ausgelassen, denn was der Musikkonzern SONY dem User auf einem Smartphone-Referenzmodel für den Hörgenuss als App anbietet, ist linde ausgedrückt: „Unterirdisch“. Das fängt mit dem Nichteinlesen der beiliegenden Cover an, der nicht vorhandenen Musikordnerwahl, der fehlenden Musiksteuerung und gipfelt in der schon mangelhaften ID3-Tag-Bearbeitung.
Xperia 1 II: Das „De Luxe-Pixel“ aus dem Hause Sony
Sony Smartphones kann man getrost als „Pixel De Luxe“ bezeichnen, denn es stellt mittlerweile softwareseitig ein verkapptes Google-Smartphone dar. Sonys eigene Produkte für Telefon, SMS, Mail, Tastatur und Galerie, wurde gegen die von Google ausgetauscht.
Will man Google nicht an Bord haben, fängt die Suche an. Welche App erlaubt z. B. aus Sonys Musik-App heraus eine Cover-Bearbeitung? Ich weiß es nicht.
Der entspannteste Weg wäre: Die Musik-App von Sony ausknipsen, sich eine Alternative ohne Tracking wie Musicolet anlachen.
Das sollte aber wie immer ein jede_r mit sich ausmachen. Testet aber dann aus, dass Ihr Sonys Klangwerkstatt mit Dolby Atmos benutzen könnt, denn die Klangregelung des Players greift in der Regel nicht auf diese Eigenschaft zu. Und das wäre ja schade. Vielleicht könnt Ihr aber auch mit Google gut leben, dann stellt sich die Alternative für das Klangerlebnis Xperia 1 II nicht.
Die Klangabteilung von Sony erzählt auch, dass das Xperia 1 II speziell für 360 Reality Audio mit einer einzigartigen Hardwaredekodierung entwickelt wurde, um die Klangqualität beim Musik hören auf Tidal zu optimieren. Und Tidal ist eine globale Musikstreaming und Unterhaltungsplattform … Anfangs umsonst (3 Monate), danach ist man mit monatlichen Beiträgen dabei (mtl. 9,99 oder 19,99 €).
Es gilt für die Musikabteilung noch hervorzuheben, dass es im Xperia 1 II wieder ein Loch gibt, mit dem man seine Verbundenheit zu SONY unter Beweis stellen und vom WH-1000-XM3 eine Verbindung zum Smartphone herstellen kann. Anderswo wird der 3,5-mm-Audioanschluss eingespart. Und die Eine oder der Andere schwört bekanntlich auf Klinke.
Der Preis ist heiß
Zwar kann das Xperia 1 II nicht gefaltet werden, aber mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 1199 Euro zum Verkaufsstart im Mai ist Sony wieder ganz vorne im Preissegment anzutreffen. So steht es auch heute noch in der Liste bei Sony. Aber, Deutschland ist nicht die Welt und anderswo gibt es das Smartphone schon für 800 Euro und manchmal noch weniger – sowohl neu als auch gebraucht (unter Verzicht auf Sonys Beigaben zum Verkaufsstart). Also, immer gugge, immer horsche.
Dringend anzuraten ist auch die Anschaffung einer Unterbringung für das Handy. Vorne und hinten Glas bedeutet: Es flutscht schon mal schnell aus der Hand.
Für das Xperia 1 II hält Sony wieder seine speziellen Hüllen bereit, die das edle Design des Smartphones nicht verklumpen, wie es oft bei Fremdherstellen der Fall ist, sondern sich harmonisch anpassen. Ja, sie kosten auch ab 30 € aufwärts, aber Design mit einhergehendem Geschmack hat seinen Preis. Kennt man ja von Porsche Design.
Mittlerweile kündigt sich die kleine Schwester des Xperia 1 II, das Xperia 5 II, für 899 Euro an. Ein wenig warten, wird diese Geschichte auch günstiger.
Fazit
Alles in allem ist Sony mit seinen neuen Smartphones, insbesondere dem Xperia 1 II nebst Schwester, nun dort angekommen, wohin der Technikkonzern stets strebte – in die Spitzengruppe der Smartphone-Hersteller. Zumindest was die Fotografie und die Videoabteilung angeht. Das ist schon eine feine Angelegenheit, was da Sony zuwege gebracht hat.
Und was die Software nebst Musik angeht: Da sollte dringendst was geschehen. Vielleicht mal bei wem woanders über die Schulter schauen? Die Einstellmöglichkeiten des Launchers sind z. B. auf nur wenige Klicks beschränkt. Das war auch schon mal besser. Der Preis für die gehobene Technik mit Hinkesoftware ist und bleibt eine heiße Angelegenheit.
Wer sich nicht an Google stört, sowieso zum Inventar von facebook und Co. zählt, den Like-Finger nicht mehr still halten kann, für den sind die datenschutzrechtlichen Bedenken ohne Bedeutung. Ich persönlich finde es schade und bedauerlich, dass Sony dermaßen auf Google-Apps setzt, dass Bauchschmerzen mit einhergehen.
Dagegen hilft bedingt dann das Hausmittel: Google ausknipsen – soweit es geht.
Erzeugt weniger „Datenschutz-Stress“ = Bauchschmerzen (fast) weg.
Nachtrag 05.10.2020: Derzeit wird der WF-1000XM3 Kopfhörer bei einer Vorbestellung des Xperia 5 II mit beigelegt.
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Der Beitrag „Xperia 1 II – Sonys α-Serie im Taschenformat“ ist keine Auftragsarbeit.